South Australia

Happy Nude Year! – Couchsurfing Erfahrungen in Australien

Foto einer brennenden Wunderkerze

Hallo und ein frohes, neues Jahr! Wir hoffen, ihr seid gut in das neue Jahr hinein gekommen und wünschen euch ganz viel Gesundheit, Zufriedenheit und Freude für das kommende Jahr!

Seitdem wir nach unserem Roadtrip durch das Outback Australiens in Adelaide angekommen sind, ist nicht mehr allzu viel Neues in puncto Distanz passiert – aber dafür einige für uns wieder Mal ganz neue Erfahrungen in Sachen Lifestyle. 🙂


Wir surfen Couch! 😀

Die ersten zwei Nächte verbrachten wir, wie schon gewohnt, in AirBnB-Unterkünften und genossen es sehr, mal wieder in richtigen Betten zu schlafen und unter fest installierten Duschen zu duschen. Endlich wieder sauber und endlich wieder etwas Kälte! 🙂 Um Geld zu sparen, erstellten wir außerdem ein Inserat bei Couchsurfing.

Bei Couchsurfing können Reisende weltweit einen kostenlosen Schlafplatz für ein paar Nächte in den Häusern von Einheimischen finden – auf dem Sofa, in einem freien Zimmer oder auf einer Matratze. Genauere Angaben findet man in den Profilen von Gast und Gastgeber, sodass man sich vor dem Aufenthalt ein gutes Bild von dem Gast / dem Gastgeber machen kann.

Wir hatten Glück! Wie schon vor zwei Wochen in Darwin meldeten sich wieder einige Locals auf unser Inserat und boten uns an, kostenlos ein paar Nächte bei ihnen zu verbringen.


Couchsurfing Erfahrungen in Australien Nr. 1

Sehr spontan durften wir zwei Nächte bei einem älteren Ehepaar verbringen, das ein gutes Stück außerhalb von Adelaide wohnt. Die beiden nahmen uns sehr herzlich in ihrem Haus auf, verpflegten uns mit drei Mahlzeiten am Tag (was sehr nett war und eigentlich nicht Teil von Couchsurfing ist) und halfen uns sogar bei der Jobsuche – alles vollkommen kostenlos! Australier sind wirklich unglaublich freundliche Menschen!

Sie zeigten uns das Barossa Valley, das vor etwa 150 Jahren von deutschen Siedlern besiedelt wurde und heutzutage für seine unzähligen Weingüter bekannt ist. Außerdem machten wir einen Stopp in dem Örtchen Freeling. Was so besonders an Freeling ist? Vielleicht kennt der ein oder andere von euch die Serie “McLeods Töchter” – diese wurde nämlich dort gedreht.

Nach dieser extrem positiven Erfahrung mit Couchsurfing folgte gleich die nächste… allerdings dieses Mal ein ganzes Stück ungewöhnlicher.


Couchsurfing Erfahrungen in Australien Nr. 2 – eine ungewöhnliche Erfahrung

Unser zweiter Gastgeber über Couchsurfing wohnt in der Nähe einer der beliebtesten Strände von Adelaide: dem Glenelg Beach. Ein alleinstehender, älterer Mann mit Halbglatze und Brille, der über 60 positive Bewertungen auf der Couchsurfing-Website hat. Bevor wir allerdings noch bei seinem Haus ankamen, warnte er uns vor: Er sei Nudist und hoffe, dass uns das nicht stören würde. Wir können unsere Kleidung anlassen, aber er würde in seinem Haus ohne Kleidung rumlaufen.

Ähh okay…“, dachten wir im ersten Moment und wussten nicht genau, was wir davon halten sollten. Ein bisschen unwohl war uns schon bei dem Gedanken, bei einem fremden, nackten Mann zu übernachten. Aber dank der vielen guten Bewertungen auf Couchsurfing, seinem freundlichen Schreibstil und der Tatsache, dass wir zu zweit reisen, entschieden wir uns dafür, es trotzdem zu wagen. Denn wenn wir eins auf Reisen gelernt haben, dass ist das, nicht vorschnell zu verurteilen und anderen Arten der Lebensführung nicht zu engstirnig entgegen zu blicken.

Könnt ihr euch vorstellen, wie wir uns gefühlt haben, als wir die kleine Klingel an der Tür des blickdichten, mannshohen Zaunes unseres neuen Gastgebers drückten? Und sie sich dann wie von Geisterhand öffnete?

Und als dann die Tür hinter uns zu ging und ein splitterfaser-nackter, alter Mann hinter der Tür auftaucht?

Ich hatte schon kurzzeitig überlegt, “Danke” zu sagen und direkt wieder umzudrehen. Was hättet ihr gemacht?

Aber wir sind geblieben. Und im Nachhinein war es super gut, dass wir geblieben sind! Denn Bruce, unser neuer Gastgeber, stellte sich als sehr nett und hilfsbereit heraus. Etwas eigenartig, aber wirklich super nett. Wir haben bei ihm ein eigenes, schönes Zimmer, gutes Internet, er kocht jeden Abend für uns und er erzählt uns beim Abendessen extrem lustige Geschichten aus seinen jungen Jahren. Eigentlich hatten wir geplant, nur zwei Nächte bei ihm und seinem Hund Bud zu bleiben, aber auf seine ausdrückliche Ansage, dass wir gerne länger bleiben sollen, bleiben wir dann wohl doch ein paar Tage länger hier. 😀 Im Gegenzug für die Unterkunft beteiligen wir uns selbstverständlich an den Kosten für das Essen.

Warum Nudismus?

Wir fragten Bruce, warum er Nudist sei. Er antwortete zunächst mit einer Gegenfrage: “Warum nicht?” Und Recht hat er. In Deutschland macht es ja Sinn, sich mit Kleidung gegen den kalten Winter und das raue Wetter zu schützen. Aber wenn es in Australien ständig 40 Grad warm ist, verliert die Kleidung ihre Funktion als Kälteschutz.

Schließlich verriet uns Bruce aber doch etwas ausführlicher, warum er zuhause keine Kleidung trägt. Schon seine Eltern waren Nudisten und er verbindet mit dem Nudismus pure Freiheit. Alles, was man sehen kann, sei eh nur Haut… was ist schon schlimm daran? Er lebt den Nudismus schon von klein auf und empfindet Kleidung in den heißen, australischen Sommermonaten nur als störend. Außerdem, so sagt er, würden Menschen die schlechte Einstellung gegenüber ihrem eigenen Körper verlieren, wenn sie sehen würden, wie unperfekt auch alle andere Menschen ohne Kleidung aussehen. Eigentlich sehr nachvollziehbar, oder?

Happy Nude Year!

Damit waren wir bestens vorbereitet für das Happy Nude Year, denn wir verbrachten auch den Silvestertag bei Bruce… und auf der Arbeit! Während wir in den letzten Tagen eher erfolglos mit der Job- und Autosuche gewesen sind, konnten wir für den 31.12. doch einen Tagesjob auf einer Kirschplantage ergattern. So verdienten wir jeder ca. 100€ beim Entfernen von Netzen aus den Kirschbäumen und Marcel konnte sogar einen echten, freilebenden Koala entdecken!

Die Leute auf der Plantage gaben uns außerdem noch einen guten Tipp mit auf den Weg: Beim Unterschreiben von Verträgen in diesem Jahr sollte man darauf achten, das Jahr immer komplett auszuschreiben. Also 1.1.2020 statt 1.1.20. Denn in der Kurzvariante ist das Datum nicht eindeutig angegeben, da später noch eine beliebige Zahl angehängt werden kann – also z.B. 1.1.2019 oder 1.1.2021 daraus gemacht werden könnte!

Nach getaner Arbeit planten wir, das verdiente Geld direkt wieder auf den Kopf zu hauen! … Nein, Spaß. 😀 Aber wir wollten uns ein bisschen unter die Locals mischen und uns das öffentliche Feuerwerk am Glenelg-Beach anschauen. Bruce wollte nicht mit, wünschte uns noch eine “Happy Nude Year”- Feier und ging früh schlafen.

Am Glenelg Beach waren etwa 30.000 Leute versammelt, denn in Australien gibt es wegen der Brandgefahr keine privaten Feuerwerke. Außerdem gab es echt gute Live-Rock-Musik und eine Bombenstimmung. Wir mischten uns unter die Leute, genossen das Feuerwerk der Stadt und das sommerliche Strand-Flair an Neujahr.

Und jetzt?

Wir werden wohl noch ein paar Tage bei Bruce bleiben und weiter nach Jobs und Autos suchen. Unsere Couchsurfer-Anzahl wurde gestern noch durch ein junge chinesische Frau, die letztes Jahr schon mal eine längere Zeit bei Bruce gecouchsurft hat und den Hund von Bruce Ex-Frau ergänzt. Zur Zeit sind wir also 3 menschliche und ein tierischer Couchsurfer. Was ein bunter Haufen!

Zur Feier des Tages gab es sogar das typisch australische Desert “Pavlova” – benannt nach einer russischen Ballerina. 🙂

Zusammengefasst waren unsere Couchsurfing-Erfahrungen also überaus positiv! In Deutschland sind wir manchmal sehr verklemmt, was Offenheit und Vertrauen gegenüber fremden Menschen betrifft. Dabei lohnt es sich meistens für beide Seiten, denn der Austausch vergrößert den eigenen Horizont! Erzählt uns gerne von euren Erfahrungen mit Couchsurfing, AirBnB oder mit völlig fremden Menschen. Wir freuen uns über jeden Austausch! 🙂

Viele liebe Grüße aus Adelaide!

2 Gedanken zu „Happy Nude Year! – Couchsurfing Erfahrungen in Australien

  1. Wieder ein sehr eindrucksvoll geschriebener Beitrag. Das Leben ist oft die bessere Schule, nachdem man das Schulsystem durchlaufen hat. Diese vielen bereichernden Eindrücke nimmt euch niemand und sie werden euch sicher ein Leben lang dienlich sein. Viele neue und interessante Erlebnisse auch für 2020.

    1. Danke! Ja, das stimmt. Die Schule bildet in den Grundlagen aus und danach ist jeder selbst verantwortlich. Wir wünschen dir auch ein tolles, neues Jahr 2020! ♡

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