Good day! Wie angekĂŒndigt gibt es einen neuen Beitrag â und zwar von uns mitten aus dem âLandlebenâ. Wir absolvieren Freiwilligenarbeit in Australien und arbeiten als âBushfire Recovery Workerâ (Buschfeuer-Wiederaufbau-Helfer) in den Bergen um Adelaide.
Warum wir unser gemĂŒtliches Leben bei Bruce aufgeben und freiwillig gegen harte Outdoor-Arbeit eintauschen? Weil wir 88 Tage Farmwork brauchen, um unser Visum fĂŒr Australien um ein Jahr verlĂ€ngern zu können. Ansonsten mĂŒssten wir spĂ€testens im Dezember das Land wieder verlassen. Und seit Anfang des Jahres 2020 wird Arbeit als Bushfire Recovery Worker auch als âFarmworkâ anerkannt.
Wie es dazu kamâŠ
Ăber Facebook haben wir von einer Region in den Adelaide Hills erfahren, in der hĂ€nderingend nach kostenlosen ArbeitskrĂ€ften fĂŒr den Wiederaufbau von Buschfeuer-Gebieten gesucht wird. Da haben wir uns dann gemeldet und zack â eine Woche spĂ€ter sind wir im Klavierzimmer einer sehr netten, sehr religiösen Familie mit deutschen Wurzeln untergekommen.
Die Familie besteht aus Vater Bob, Mutter Lynn und 6 Kindern, von denen zwei schon ausgezogen sind. AuĂerdem gehören noch 2 Pferde, 2 Alpakas, 14 Schafe, 7 Ziegen, 4 Rinder, 2 Hunde, ein paar Puten und ein zahmer Vogel dazu.
Das Klavierzimmer ist ca. 50 Meter vom Haupthaus entfernt und enthÀlt ein Klavier und ein Bett.
Wir bekommen von der Familie Unterkunft, Vollverpflegung und 7 angerechnete Tage Farmwork (fĂŒr unser Visum) gegen 5 Tage Arbeit beim Wiederaufbau der Buschfeuer-SchĂ€den.
Wie war das⊠mit dem Buschfeuer?
Gleich beim ersten Abendessen erzĂ€hlte uns die Familie von dem Buschfeuer, das im Dezember 2019 in den Adelaide Hills tobte und groĂe Teile ihres GrundstĂŒckes nieder brannte.
âErst hieĂ es, dass der Wind das Feuer in eine andere Richtung treibt und wir fĂŒhlten uns sicherâ, erzĂ€hlt uns Lynn (die Mutter). âAber dann drehte der Wind. Als wir gewarnt wurden, hatten wir nur noch knapp eine halbe Stunde Zeit, um uns vorzubereiten.â
âHabt ihr die Gegend verlassen?â, fragen wir. âUnd euch in Sicherheit gebracht?â
âNein, nein!â, ist die Antwort. âWenn wir das Haus verlassen hĂ€tten, hĂ€tten wir es verloren. Wir waren mit acht Mann hier und haben die Flammen gelöscht, wĂ€hrend alles drumherum gebrannt hat. Wenn man ausreichend Wasser hat, ist es nicht so gefĂ€hrlich. Aber es war erschreckend, wie schnell sich das Feuer ausgebreitet hat, wisst ihr. Nachdem wir das Feuer oben auf dem HĂŒgel gesehen hatten, war es innerhalb von Sekunden hier am Haus.â
âWie lange habt ihr gegen die Flammen kĂ€mpfen mĂŒssen?â, fragen wir, wĂ€hrend wir super leckeres Abendessen essen.
âDie Feuerfront hat sich unglaublich schnell bewegt. Innerhalb von 20 Minuten war das Schlimmste vorbei. Aber danach gab es noch viele neue Flammen, die durch Hitze und wehende GlutstĂŒckchen entfacht wurden. Schlimm war die vom Rauch getrĂ€nkte Luft und das stĂ€ndige GerĂ€usch der umstĂŒrzenden BĂ€ume in der Nacht.â
Ein Nachbar erzÀhlte uns ein paar Tage spÀter noch, dass die Flammen knapp doppelt so hoch wie die ca. 15 Meter hohen BÀume in seinem Garten waren.



Die Arbeit als Bushfire Recovery Worker – Freiwilligenarbeit in Australien
Wir sehen die Auswirkungen des Buschfeuers am nĂ€chsten Tag mit eigenen Augen. In der Nachbarschaft gibt es ganze HĂŒgelgipfel, auf denen nur noch schwarze BaumstĂŒmpfe stehen. Andere Bereiche sehen schon wieder sehr grĂŒn aus, denn es ist ja gerade Winter in Australien und zumindest in diesem Winter 2020 regnet es viel hier.
Und wegen des Regens können wir die ersten zwei Tage nicht drauĂen arbeiten. Stattdessen sollen wir⊠putzen! Und zwar ein kleines HĂ€uschen in der Nachbarschaft, das aber schon seit Jahren leer steht. Dieses kleine HĂ€uschen aus den 50er Jahren soll spĂ€ter eine Unterkunft fĂŒr uns und / oder weitere Backpacker werden. Aber bevor dort ĂŒberhaupt irgendjemand einziehen kann, mĂŒssen erst alle Spinnenweben, toten Insekten, Staub, Dreck und RuĂ entfernt werden â eine Aufgabe fĂŒr uns im Regenwetter.
Wir fegen, putzen, waschen, desinfizieren zwei Tage lang, um das Haus wieder sauber und funktionsfÀhig zu bekommen. Leider habe ich keine Bilder gemacht, aber es gibt ein Haustour-Video von Marcel.
Outdoor-Work
Am Mittwoch ist das Wetter endlich besser und wir können mit ârichtigerâ Arbeit starten. Unsere Aufgabe ist es, alle toten BĂ€ume und StrĂ€ucher in einem riesigen Areal hinter der Pferdekoppel mit der KettensĂ€ge zu zerlegen und auf groĂe Haufen zu schichten. Diese groĂen Haufen sollen dann verbrannt werden, um Platz fĂŒr neue Pflanzen zu schaffen.
Und genau das machen wir.
Wir lernen, mit einer kleinen KettensĂ€ge BĂ€ume zu fĂ€llen, Holz zu schneiden, BaumstĂ€mme zu werfen, die KettensĂ€gen zu warten und âden Gatorâ (kleines Auto mit 6 RĂ€dern, siehe Foto oben) zu fahren. Von 9-12 Uhr sind wir drauĂen am Arbeiten, dann gibt es Mittagsessen. Nach ca. 30-60 Minuten Mittagspause geht es nochmal fĂŒr 3-4 Stunden raus zum BĂ€ume zerlegen.
âIch hĂ€tte nicht gedacht, dass es nach einem Brand noch so viel zu verbrennen gibt.â, sagt Amy, eine freiwillige Helferin auf dem Nachbar-GrundstĂŒck. Recht hat sie. Aber immerhin sehen wir einen groĂen âVorher-Nachher-Effektâ. Vorher: eine groĂe FlĂ€che voller verdorrter und verbrannter BĂŒsche und BĂ€ume. Nachher: Eine groĂe, grĂŒne FlĂ€che mit vielen Holz-Haufen.
Die Arbeit ist wirklich ziemlich anstrengend und nicht gerade ungefĂ€hrlich, aber es ist auch mal wieder echt schön, sich so auszupowern, dabei an der frischen Luft zu sein und noch ein bisschen was Gutes tun zu können. Die Familie ist auĂerdem super nett und das Essen ist Bombe.
Wochenend-Vollzeit-Job: Sciathon
Ăbers Wochenende sind wir wieder zurĂŒck zu unserem Ozzie Dad Bruce in „der City“ gefahren, denn ich (Mona) nehme an einem 48-stĂŒndigen „Sciathon“ – einem Mix aus „Science“ (Wissenschaft) und „Marathon“ teil.
DafĂŒr brauche ich gutes Internet. Das bedeutet, dass ich dieses Wochenende mit 9 weiteren Wissenschaftlern aus aller Welt zusammen online an einem Projekt arbeite. Da die Bearbeitungszeit eben nur diese 48 Stunden betrĂ€gt, habe ich dieses Wochenende leider nicht viel freie Zeit – und deshalb geht dieser Blogbeitrag jetzt auch zu Ende. Mehr Infos und Geschichten folgen hoffentlich nĂ€chste Woche.
Damit viele liebe GrĂŒĂe nach Deutschland und hoffentlich bis bald! â€ïž
2 Gedanken zu „Bushfire Recovery Work – Freiwilligenarbeit in Australien“
Wir sind super Stolz auf euch.
Macht weiter so, sammelt nicht nur Holz ,sondern auch viele Erfahrungen!
Danke, lieber Bernd! Das werden wir. đ â„